Ab November 2022 haben wir unsere Elternzeit genutzt um mit unserem VW T6 durch Europa zu reisen. Unsere Reise startete in Deutschland, führte anschließend weiter nach Luxemburg, Frankreich, Andorra und den balearischen Inseln Mallorca, Ibiza und Formentera bis auf das spanische Festland.
Anreise
Da wir im Rahmen unserer Europa Camperreise im Süden von Spanien gewesen sind, bietet sich ein Besuch des kleinen britischen Überseegebietes auf dem spanischen Festland, Gibraltar an. Wir haben uns dafür entschieden mit unserem Camper nach Gibraltar zu fahren. Es ist jedoch auch möglich in dem spanischen Grenzort La Línea de la Concepción sein Auto unweit der Grenze abzustellen und zu Fuß die Grenze zu passieren. Im Januar war nicht wirklich viel Verkehr und wir mussten nur kurz an der Grenze warten bezüglich der Grenzkontrollen.
Interessant ist, dass jeder über das Rollfeld des Flughafens von Gibraltar fährt oder läuft, wenn man das Überseegebiet betritt und verlässt. Das ist weltweit einmalig. Das britische Überseegebiet hat einen Flughafen und aufgrund der kurzen Landebahn gehört er zu den gefährlicheren Flughäfen der Welt.
Viele Spanier nutzen Gibraltar um günstiger zu tanken. Wir zahlten für 1l Diesel £1,04 (1,18€). (Stand Januar 2023)
Hintergrundinformationen
Gibraltar ist nur 6,8 km² groß und ca. 34000 Menschen leben dort. Seit 1713 gehört es zu Großbritannien, wobei Spanien bis heute Besitzansprüche geltend macht. In Gibraltar wirkt alles sehr Britisch. Es gibt rote Telefonzellen und rote Briefkästen, in einem der zahlreichen British Pubs kann man einkehren und selbstverständlich gibt es die besten Fish ’n Chips zu kaufen.
Die Grenze von Gibraltar ist nur 1,2 km lang, wird jedoch gut geschützt. In Europa haben wir noch an keiner Grenze Stacheldrahtzäune und enorme Kameraüberwachung gesehen. Besonders die hohen Mauern mit Stacheldraht versehen erinnerten uns etwas an die Grenze der USA zu Mexiko. Da Gibraltar nicht zum Schengen Raum gehört und ein britisches Überseegebiet ist, wird es gut geschützt und überwacht von den Briten. Direkt hinter der Grenze befindet sich auch die Royal British Airforce. Die Grenze zu passieren ist jedoch mit einem Ausweisdokument gestattet und verlief problemlos.
Ausflug auf den Affenfelsen
Besonders bekannt ist Gibraltar für seinen 426 m hohen Felsen, auch Affenfelsen genannt. Straßen führen nach oben, die jedoch nur in Gibraltar registrierte Autos befahren dürfen. Ein großer Teil des Felsens ist ein Naturschutzgebiet (Nature Reserve). Es ist möglich hoch zu laufen oder mit einer Seilbahn nach oben zu fahren.
Wir fuhren mit der Seilbahn nach oben und liefen den Felsen hinab, vorbei an den Sehenswürdigkeiten. Wir zahlten £ 34 pro Person, Eintritt in das Naturschutzgebiet und Seilbahnfahrt. Kinder bis einschließlich 4 Jahren zahlen keinen Eintritt. (Stand Januar 2023) Es gibt einen Parkplatz an der Seilbahn mit Plätze für Anwohner, gratis Parkplätze und Bezahlparkplätze. Der Platz ist jedoch immer so voll, dass es kaum möglich ist einen Parkplatz zu bekommen. Wir hatten tatsächlich Glück, denn ein Auto wurde abgeschleppt und wir konnten den einzigen freien Platz beparken.
Auf dem Affenfelsen gibt es freilebende Affen. Diese sind meistens ganz entspannt, sollten aber nicht unterschätzt werden. Einer Dame wurde ihr Schal gemopst und zum Teil können sie auch richtig aggressiv werden. Besonders Snacks oder andere lose Gegenstände interessieren die Affen sehr. Auf dem Felsen gibt es an vielen Stellen zwar Bänke mit wunderschönen Aussichten. Dennoch ist Vorsicht geboten, sollte man seine Snacks essen wollen.
Wir liefen von der Bergstation der Seilbahn zum Skywalk und hatten einen wunderbaren Blick auf Gibraltar, Afrika und Spanien.
Anschließend liefen wir zur St Michael’s Cave. Dies ist ein wahres Highlight. Die Höhle wird bunt angestrahlt und Soundeffekte machen es zu einem besonderen Erlebnis hindurch zu laufen. Es finden auch Konzerte dort statt. 1942 war die Höhle ein Lazarett.
Die Windsor Suspension Bridge hat uns sehr gut gefallen. Auch hier bieten sich schöne Ausblicke über Gibraltar und ein kleines Abenteuer, wenn man über die wackelige Brücke in luftiger Höhe läuft. Es gibt auch die Möglichkeit an der Brücke vorbei zu gehen.
Im Anschluss entdeckten wir die City Under Siege Exhibition. Von 1779 – 1783 fand die letzte Belagerung Gibraltar’s statt und ein Versuch von Spanien Gibraltar zurück zu erobern. Dies misslang, denn seit 1713 gehört Gibraltar zu Großbritannien. In der Ausstellung sind einige Informationstafeln aufgestellt und Figuren ausgestellt, damit man sich die damalige Situation besser vorstellen kann.
Wir liefen weiter zu den Great Siege Tunnels. Im Affenfelsen befindet sich ein 50 km langes Tunnelsystem. Es gibt die World War II Tunnels und die Great Siege Tunnels, die zum Teil durchlaufen werden können. Im 2. Weltkrieg sind die meisten Tunnelgänge entstanden.
Die Great Siege Tunnels zeigen, von welchen Punkten Kanonenfeuer abgeschossen wurde, die Ausblicke aus dem Felsen sind beeindruckend. Viele interessante Informationen haben wir über die Belagerung und ihre Verteidigung erfahren.
Zum Abschluss besichtigten wir das Moorish Castle. Das Moorish Castle ist von der Stadt aus sehr gut zu sehen. Es wurde im Mittelalter erbaut und diente als Befestigungsanlage. Sein Standort war damals dafür optimal. Bis 2010 wurde es als Gefängnis genutzt.
Europa Point
Wir sind zum Europa Point gefahren. Dort gibt es auch einen gratis Parkplatz. Wir verweilten lang dort, denn es gibt einen tollen Spielplatz und das Panorama ist genial. Mit Blick auf Marokko und Ceuta (eine spanische Enklave) in Afrika und dem hohen Felsen im Rücken, genossen wir die Momente am Spielplatz. Ein Leuchtturm befindet sich ebenfalls dort, eine Gedenkstätte eines abgestürzten polnischen Flugzeuges im 2. Weltkrieg und eine typische Kanone zur Verteidigung. Wissenswertes über Gibraltar erfährt man mittels vieler Informationstafeln.
Gibraltar Stadt
Die Stadt selbst von Gibraltar fanden wir nicht so toll. Es gibt eine Hauptstraße (Main Street) an der sich die meisten Geschäfte und viele Pubs befinden. Einige Gebäude sind hübsch anzusehen, viele kleine und enge Gassen sind jedoch auch ganz schön herunter gekommen. Zudem gibt es viele Hochhäuser, denn irgendwo müssen die Menschen auf dem begrenzten Raum ja auch leben.
Wir haben auch einige schöne Spielplätze entdeckt. In der Stadt gibt es an vielen Ecken tolle Spielplätze.
Catalan Bay
Wir sind auf die Ostseite des Felsens gefahren und befanden uns plötzlich an einem schönen Strand. Bunte Häuser stehen direkt am Strand und auch hier bietet sich ein grandioser Ausblick auf Afrika. Zudem gibt es direkt am Strand einen Spielplatz und ein Basketballspielfeld.
Fazit
Wir hatten drei wundervolle Tage in Gibraltar! Viele besuchen das britische Überseegebiet nur im Rahmen eines Tagesausflugs und meinen es gäbe ja gar nicht soviel zu sehen. Wir sind froh, dass wir uns Zeit gelassen haben und in Ruhe die Stadt erkundet und das absolute Highlight von Gibraltar, den Affenfelsen besichtigt zu haben. Theoretisch sind auch zwei Tage ausreichend, einen Tag für die Stadt und einen Tag für den Felsen. Wir waren fasziniert von dem britischen Leben auf diesem kleinen Stück Erde.